Die Idee von New Work findet in der deutschen Arbeitswelt immer größere Beachtung. Aber was ist dieses New Work? Ist es mit einem Kicker im Büro oder dem Arbeiten in Gemeinschaftsbüros getan? Bist du als Gründer New Work, weil du im Cafè um die Ecke arbeitest? Welche Chance und welche Risiken kann dir dieses Konzept bieten? Ein Überblick.
Der Begriff New Work
Es gibt keine absolute Definition von New Work, da es ein Bündel von verschiedenen Maßnahmen für eine neue Art der Arbeitsorganisation ist. Diese versucht sich, je nach Ausprägung, vollständig von Organisationsformen der Vergangenheit loszulösen. Im Mittelpunkt steht der Mensch und die Organisation um diesen herum muss sich im Gesamten verändern. Bedeutsamkeit, Selbstbestimmung und Einfluss auf die eigene Arbeit erhalten einen höheren Wert. Aber wie kann man dies umsetzen? Schließlich kann ein Unternehmer nicht für alle Angestellten bedeutsame Arbeit bereithalten. Was jedoch möglich ist, ist die Freiheiten der Mitarbeiter zu erhöhen. Auch Du als Gründer erhältst mit der Selbstständigkeit neue Freiheiten. Als Selbstständiger werden feste Strukturen nicht mehr vorgegeben, sondern du bist verantwortlich für die Umsetzung deiner Ziele. Mögliche Maßnahmen und deren Auswirkungen werden im Folgenden kurz vorgestellt.
Flexibilisierung des Arbeitsortes
Hierbei handelt es sich um eine durch Technologie gestützte Form der Arbeitserbringung, welche von den privaten Räumlichkeiten oder an einem öffentlichen Ort ausgeübt werden. Du als Gründer und deine zukünftigen Mitarbeiter sind somit Ortunabhängig und flexibler
Flexibilisierung der Arbeitszeit
Dies bedeutet, dass Arbeitsbeginn und -ende frei gewählt werden können. Es existieren ebenfalls Modelle, in welchen eine gewisse Kernarbeitszeit vorgegeben ist. Innerhalb dieser können die Angestellten über ihre Arbeitszeit bestimmen. Der Grad der Flexibilisierung ist im New Work-Konzept nicht vorgegeben und kann an die Tätigkeit angepasst werden.
Abbau von Hierarchie
Neben der zunehmenden Flexibilisierung rückt durch den Abbau von Hierarchien gleich-zeitig die Selbstverantwortung der einzelnen Mitarbeiter in den Vordergrund. Bei der Umsetzung von New Work sind flache Hierarchien und damit einhergehend schnelle Entscheidungsprozesse erstrebenswert. Vorgesetzte sind demnach weniger als Autorität, sondern als Mitarbeiter auf Augenhöhe zu betrachten und handeln als Vermittler und Trainer. Eine flache Hierarchie mit horizontaler Kommunikation ist ein zentraler Bestandteil von New Work.
Chance für Start-Ups
Du als Gründer hast die Chance von Anfang an alles anders zu machen. Nicht jede Maßnahme passt zu deiner Vision. Doch eine gezielte Umsetzung verschiedener Maßnahmen kann dir entscheidende Vorteile verschaffen.
Durch die Maßnahmen von New Work wird die Flexibilität forciert, hierdurch können sowohl Mitarbeiter als auch die Organisation von einem Zuwachs an Agilität profitieren. Agilität bedeutet, dass du als Unternehmer schnell auf Veränderung auf dem Markt reagieren kannst. Dieser ist zunehmend komplexer und weniger planbar. Dein Handlungsspielraum und die Autonomie deiner Mitarbeiter steigen.
Des Weiteren kann sich eine Umsetzung positiv auf die Work-Life-Balance auswirken. Arbeit und Freizeit können besser miteinander harmonieren, somit tritt die Selbstbestimmung in den Vordergrund. Berufliche und private Termine, die sich bei festen Arbeits-zeiten überschneiden würden, können so miteinander vereinbart werden. Aus Unternehmer Sicht bietet dies den Vorteil, dass du so deine Arbeitgeberattraktivität steigern.
Zudem kann die eigene Zufriedenheit und die der Mitarbeiter gesteigert werden. Gehen Unternehmen auf die Bedürfnisse ihrer Mitarbeiter ein, so kann dies zu einer Steigerung der Motivation und der Arbeitszufriedenheit führen. Zufriedenheit am Arbeitsplatz wirkt sich wiederum positiv auf die Unternehmensbindung und die Arbeitsleistung aus. Da nicht-monetäre Anreize, wie zum Beispiel flexible Arbeitszeiten, vermehrt in den Mittelpunkt für Beschäftigte treten, verhilft das New Work-Konzept den Unternehmen dazu, diese anbieten zu können. Den Mitarbeitern wird so Selbsterfüllung und Autonomie ermöglicht, was letztendlich die Zufriedenheit erhöht und die umkämpften Fachkräfte im Unternehmen hält.
Wird die räumliche, zeitliche und strukturelle Flexibilisierung sinnvoll umgesetzt, kann eine Steigerung der Arbeitsleistung das Ergebnis sein.
Risiken von New Work
Die zuvor beschriebene Agilität ist sowohl Chance als auch Risiko. Zwar erhöht sich die Reaktionszeit, jedoch ist auch zu beachten, dass eine Erhöhung der Agilität zu einer Senkung der Stabilität führen kann. Daher ist eine Balance zwischen Agilität und Stabilität erstrebenswert. Es muss zwischen Prozessen unterschieden werden die flexible gehandhabt werden und zwischen denen, die produktiver sind, wenn sie feste Abläufe haben.
Wie zuvor beschrieben kann sich die Umsetzung von New Work Maßnahmen positiv auf die Work-Life-Balance auswirken. Jedoch ist hierbei darauf zu achten, dass es nicht zu einer Entgrenzung von Arbeit und Freizeit kommt. Dabei verschwimmen die Grenzen zwischen diesen beiden Bereichen. Dies kann sowohl zeitlich als auch räumlich geschehen. Die Arbeitszeit ist im New Work-Konzept, je nach Anwendung, frei wählbar. Somit existiert nicht der klassische Feierabend. Zudem kann es sein, dass sich die Arbeitsmittel im privaten Haushalt befinden und dadurch in gewisser Weise allgegenwärtig sind. Du wirst als Gründer voraussichtlich mehr arbeiten als der durchschnitts Deutsche, dennoch ist es wichtig, dass du dir angemessene Auszeiten nimmst. Die Mehrarbeit kann sonst zu körperlichen und psychischen Problemen führen.
Fazit
Maßnahmen des New Work Konzeptes bieten viele Möglichkeiten, insbesondere für dich als Gründer, vieles anders und richtig zu machen. Es gilt jedoch die richtigen Umsetzungsmöglichkeiten für Ihre Geschäftsidee beziehungsweise Branche zu erkennen. Nicht jede Maßnahme passt zu jeder Brachen und erst recht nicht zu jedem Menschen. Nutze die Maßnahmen von New Work als Baukasten und suche dir die Werkzeuge heraus, die du für richtig hältst.
Ein Beitrag von Florian Reimer
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